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Philologentag am 26.11.2025 in Bremerhaven: Bildung als Ressource, Forderungen mit Nachdruck

Philologentag am 26.11.2025 in Bremerhaven: Bildung als Ressource, Forderungen mit Nachdruck

Bremerhaven. Der diesjährige niedersächsische Philologentag stand im Zeichen klarer Worte und gut erkennbarer bildungspolitischer Schwerpunktsetzungen. Viele Beiträge griffen aktuelle Entwicklungen offen auf und machten deutlich, wie groß der Handlungsbedarf in Schulen und Verwaltung inzwischen geworden ist.

Rabbow: „Deutschland verfügt über kaum eine andere Ressource als Bildung“

Gleich zu Beginn setzte der Vorsitzende des Philologenverbands Niedersachsen, Dr. Christoph Rabbow, einen markanten Akzent. Deutschland habe, so sein Hinweis, „kaum eine andere Ressource als Bildung“. Wer diesen Gedanken ernst nehme, müsse auch die Frage stellen, warum Leistungsbereitschaft und Konzentrationsfähigkeit vieler Schülerinnen und Schüler nachgelassen hätten. „Wir haben verlernt, uns anzustrengen“, sagte Rabbow – bewusst provokant, aber mit dem Ziel, eine tabulose Debatte über die Ursachen anzustoßen. Dabei machte er auf ein verbreitetes Missverständnis aufmerksam: Chancengleichheit werde oft mit Chancengerechtigkeit verwechselt.

Weniger Bürokratie, mehr Zeit für Unterricht

Einen deutlichen Schwerpunkt setzte Rabbow bei der Arbeitsbelastung der Lehrkräfte. Viele Aufgaben, die in den vergangenen Jahren hinzugekommen seien, hätten „nichts mit dem Kerngeschäft Schule zu tun“. Dokumentationspflichten, umfangreiche Verwaltungsarbeit und zusätzliche Projekte entlasteten niemanden und schmälerten die pädagogische Zeit.

Rabbow sprach sich daher für die Deimplementierung überflüssiger Aufgaben aus – als Bestandteil der Förderung des Gesundheitsschutzes für Lehrkräfte. Ebenso erneuerte er die Forderung nach mehr Funktions- und Beförderungsstellen, um übernommene Verantwortung angemessen abzubilden.

In der Leistungsbewertung zog er eine klare Linie: Nachteilsausgleich – ja. Notenschutz – nein. Maßnahmen wie Diagnostik und binnendifferenzierende Förderung reichten aus, um faire Bedingungen zu schaffen. Notenschutz hingegen verwässere Leistungsrückmeldungen.

Klares Bekenntnis zum Beamtenstatus

Besonders nachdrücklich appellierte Rabbow an die Landesregierung, den Beamtenstatus für Lehrkräfte eindeutig zu bestätigen. Jede Diskussion darüber, ob dieser Status verändert werden solle, bezeichnete er als „grob fahrlässig“. Lehrkräfte bräuchten Verlässlichkeit – gerade in schwierigen Zeiten.

Zugleich forderte er eine amtsangemessene Alimentation. Als er die Politik bat, die Lehrkräfte nicht „im Regen stehen zu lassen“, öffneten zahlreiche Anwesende ihre grünen Regenschirme – ein Bild, das im Gedächtnis blieb.

Ministerin Hamburg: Investitionen und ein klares Bekenntnis zum Beamtenstatus

Kultusministerin Julia Willie Hamburg nahm einige dieser Punkte auf. Sie betonte, dass Niedersachsen künftig mehr Geld in die Bildung investieren müsse und verwies auf den laufenden Freiräumeprozess, der vielfältige Chancen auch für die Weiterentwicklung der Gymnasien eröffne. Wichtig sei zudem, die Eigenverantwortung der Schülerinnen und Schüler zu stärken.

Die neue Oberstufenverordnung solle Schulen bei interdisziplinären Formaten unterstützen. Der geplante kombinierte Leistungsnachweis entlaste Lehrkräfte von Korrekturarbeit.

Auch zur Digitalisierung äußerte sich Ministerin Hamburg: Tablets seien ein Werkzeug, kein pädagogisches Konzept. Jede Schule solle selbst entscheiden, ab welchem Jahrgang sie Geräte einführt. Die Ausstattung aller Beteiligten sei jedoch ein zentraler Bestandteil von Bildungsgerechtigkeit.

Mit Blick auf die aktuellen IQB-Ergebnisse forderte sie eine breitere Debatte über Leistungsbereitschaft und die Rolle der Eltern. Schule allein könne die gesellschaftlichen Erwartungen nicht tragen.

Beim Beamtenstatus wurde die Ministerin deutlich:
„Niedersachsen bekennt sich dazu, dass Lehrkräfte Beamte sind.“ Vorstöße, dies aufzuweichen, werde das Land weder unterstützen noch weiterverfolgen. In unsicheren Zeiten sei die Bindung an die Verfassung ein klarer Vorteil; Tarifabschlüsse würden zudem weiterhin 1:1 übertragen.

Festvortrag: Motivation als Dreh- und Angelpunkt

Zum Abschluss der Eröffnungsveranstaltung sprach Prof. Dr. Marcus Eckert von der Apollon-Hochschule Bremerhaven über Motivation – ein Thema, das aus wissenschaftlicher Sicht viele der zuvor genannten Herausforderungen berührt. Entscheidend sei das Kompetenzerleben der Schülerinnen und Schüler: Nur wer spüre, dass sich Anstrengung auszahle, bleibe motiviert.

Eckert stellte das Erleben von Autonomie, das Erleben eigener Kompetenzen und die Wertschätzung des sozialen Umfelds als drei Faktoren vor, die die intrinsische Motivation nachweislich stärken.

Fazit

Der Philologentag in Bremerhaven setzte ein deutliches Signal: weniger Bürokratie, mehr Anerkennung und klare berufliche Perspektiven für Lehrkräfte sowie ein unmissverständliches Bekenntnis zum Beamtenstatus in Niedersachsen. Die Beiträge machten sichtbar, wie dringend stabile Rahmenbedingungen gebraucht werden und wie groß der Wille ist, Verantwortung für die Weiterentwicklung des Schulsystems zu übernehmen. Die grünen Regenschirme in der Farbe des Philologenverbands, die während der Rede von Dr. Christoph Rabbow aufgespannt wurden, machen die inhaltliche Geschlossenheit des Philologenverbands deutlich.